jungesloft: Monday Meetings


Jazz: Kaum eine Musik ist so traditionsreich, so vielseitig und so international – trotzdem hat es den Anschein, als verschwinde er andauernd in irgendwelchen Nischen. Acht  Musiker aus Köln haben sich vorgenommen, das zu ändern. Als “jungesloft” bringen sie frischen Wind in die Szene und zeigen, dass Jazz alles sein kann – vor allem immer wieder neu.

Es ist warm an diesem Pfingstmontag im Loft. Langsam füllt sich der Raum, heute Abend steht das mittlerweile vierte Konzert in der Reihe “Monday Meetings” an. Der Jazzclub in Ehrenfeld ist schon seit rund 30 Jahren eine Institution der Kölner Szene. “Trotzdem gibt es viele Leute, auch aus der Nachbarschaft, die noch nie hier waren”, erzählt Janning Trumann. Der 27-Jährige Posaunist war schon selber oft zu Gast auf der Bühne des Lofts. Weil ihm der Laden und vor allem die dort gespielte Musik am Herzen liegen, hat er im vergangenen Jahr mit sieben anderen Kulturschaffenden aus der Stadt “jungesloft” gegründet. Ziel: Den Jazz zu entstauben. Vor allem ein jüngeres Publikum ansprechen, Menschen, die mit Jazz in all seinen Facetten eigentlich nicht so viel am Hut haben. “Wir wollen zeigen, dass man, wenn man unterhalten werden will, auch durchaus in einen Jazzclub gehen kann. Und da dann nicht immer gezwungenermaßen Dixie läuft”, erzählt Trumann lachend. Insgesamt zwölf Konzerte organisiert das Kollektiv 2018, jedes Mitglied kuratiert ein bis zwei Abende. “So generieren wir fast automatisch ein total abwechslungsreiches Programm, schließlich haben wir alle verschiedene Vorlieben.”

An diesem Abend im Mai sind der Kölner Bassist Florian Herzog und der Schlagzeuger Jochen Rückert zu Gast.
Herzog, der gerade in New York seinen Master macht, hat Drummer Jim Black sowie Jonas Engel und Jeremy Viner am Saxofon im Gepäck. Und schon beim zweiten Song halten sie, was das Konzept der Monday Meetings verspricht: Ein Cover von Bob Dylan wird gespielt – die Combo zeigt bei diesem, aber auch allen anderen Stücken im Set, dass man sich stilistisch ohne Hemmungen an allem bedienen kann und darf, um mit Musik zu berühren.
Rund 150 Menschen haben die (schier endlos erscheinende) Treppensteigerei auf sich genommen, um das Konzert zu hören. Und das trotz des schönen, lauen Sommerabends. An dem man, wenn man ganz ehrlich ist, auch wunderbar im Park sitzen und der Sonne beim untergehen zugucken könnte. Das Konzept geht also auf: Entspannte Atmosphäre, freundliche Gesichter, gute Musik.
Trumann: “Wir kommen alle aus unterschiedlichen Richtungen des Jazz, darum ist die Mischung schon ziemlich wild - von eher traditionellen Klängen bis hin zu exprimentellen Konzepten wird in den nächsten Monaten hier alles mögliche zu sehen sein.”
Inzwischen hat Jochen Rückert hinter dem Drumset Platz genommen. Mit seinem Quartett ist er gerade auf Tour, Mark Turner, Lage Lund und Orlando LeFleming an seiner Seite.
Bemerkenswert: Die wirklich schöne Stimmung. “Die Reihe und auch die ganze Idee werden sehr gut aufgenommen, von eigentlich allen Seiten”.

Schon bei der Premiere der Monday Meetings war es gut gefüllt, seitdem ist im Schnitt immer mehr Publikum erschienen. Auch wenn es natürlich je nach angebotenem Programm variiert.
Der Eintritt ist frei: “Das ist nicht zu unterschätzen, die Hemmschwelle ist dann schon um einiges niedriger.” Da die Reihe von Stadt, Land und Bund finanziell gefördert wird, können die Planer auch so alle Kosten decken.

Auch innerhalb der Szene ist man sich wohlgesonnen, liegt doch allen daran, etwas auf die Beine zu stellen. “Und da das Loft ja sowieso eher die etwas freiere Schiene bedient, kommt man sich auch konzerte-technisch, beispielsweise mit dem Stadtgarten oder dem Subway, nicht in die Quere.”
Auch Loft-Betreiber Hans-Martin Müller unterstützt, wo er kann: “Wir haben freie Hand, können uns auf verschiedenen Ebenen einbringen – da ist auch viel Vertrauen im Spiel”, berichtet Trumann. Seit einiger Zeit ist Müller in wohlverdienter Rente, hat die Geschäftsführung schon an Sohn Benjamin abgetreten. Ein Generationenwechsel liegt in der Luft, und dafür, dass es stetig weitergeht, sorgen die Mitglieder von “jungesloft”.


Der Abend neigt sich dem Ende, von der offenen Balkontür weht ein Windstoß  - wie um zu beweisen, dass die “Monday Meetings” auf genau dem richtigen Weg sind.

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